Abfindung nach 20 Jahren – welchen Betrag sie mindestens erhalten sollten!

  • Tanja Enke
  • 8. Juli 2024
  • 0:07
abfindung nach 20 jahren

Nach zwei Jahrzehnten im selben Unternehmen haben Sie nicht nur eine erhebliche Betriebszugehörigkeit aufgebaut, sondern auch einen entscheidenden Vorteil bei Verhandlungen im Fall einer Kündigung. Zwar gibt es in Deutschland keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Abfindung, dennoch wird diese häufig angeboten, um Konflikte zu vermeiden. Ihre langjährige Zugehörigkeit kann hier ein entscheidender Faktor sein. Nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit sind sechsstellige Abfindungssummen – also 100.000€ und mehr – keine Seltenheit. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich die Abfindung nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit berechnet und welche Aspekte bei der Verhandlung besonders wichtig sind.

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Eine Abfindung stellt eine Zahlung dar, die ein Angestellter als Entschädigung für den Verlust seines Arbeitsplatzes erhält, wenn das Beschäftigungsverhältnis endet. Obwohl das deutsche Recht keinen automatischen Anspruch auf eine Abfindung vorsieht, wird sie dennoch häufig gewährt. Dies ist oft, weil zahlreiche Kündigungen rechtlich angreifbar sind oder unklar ist, ob sie wirksam sind. Arbeitgeber bieten in solchen Situationen Abfindungen an, um lange und kostspielige Gerichtsverfahren zu vermeiden. Besonders häufig kommen Abfindungen im Rahmen von Aufhebungsverträgen, betriebsbedingten Kündigungen oder Sozialplänen vor. Doch auchnach § 1a KSchG oder durch Regelungen in Tarifverträgen. Um die Höhe der Abfindung sowie die Chancen auf eine solche Zahlung bestens zu verhandeln, empfehlen wir, professionelle rechtliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Berechnung der Abfindung nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit

Die übliche Faustformel für die Berechnung einer Abfindung ist:

Faktor x Betriebszugehörigkeit x Bruttomonatsgehalt

Der “Faktor” kann in einem Bereich von 0,3 bis 2 liegen und wird von zahlreichen Gegebenheiten beeinflusst. In der Praxis stellt 0,5 eher das untere Limit dar. Je nach Region kann der Regelfaktor auch bei etwa 1,0 liegen. Wie Sie Ihr Gehalt und die Beitriebszugehörigkeit ermitteln lesen Sie in unserem Beitrag Abfindung nach Kündigung.

Beispiel 1: Arbeitnehmer mit 5.000€ Bruttogehalt und 20 Jahre Betriebszugehörigkeit
Ein Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 5.000 € und 20 Jahren Betriebszugehörigkeit kann auf eine Regelabfindung (Faktor 0,5) von 50.000 € hoffen. Sollte der Mitarbeiter jedoch in einer Führungsposition tätig sein oder besonderen Kündigungsschutz genießen (z. B. als Betriebsrat), könnte die Abfindung so auf 75.000 € bis 100.000 € steigen – in Ausnahmefällen aber auch teilweise deutlich darüber liegen.

Beispiel 2: Arbeitnehmer (über 55 Jahre) mit 7.500€ und 20 Jahre im Betrieb
Ein Arbeitnehmer, der 7.500 € brutto monatlich verdient, könnte nach der Faustformel eine Regelabfindung von 75.000 € erhalten. Wenn der Mitarbeiter jedoch über 55 Jahre alt ist und besondere Schwierigkeiten hat, eine neue Anstellung zu finden, könnte der Verhandlungsfaktor auf 1,0 erhöht werden, was eine Abfindung von 150.000 € zur Folge haben könnte.

Sie möchten wissen, wie hoch Ihre Abfindung nach 20 Jahren ist? Mit unserem Abfindungsrechner oder unsere Abfindungstabelle bekommen Sie schnell eine ersten Antwort.

Tabelle zur Abfindung nach 20 Jahren

Bruttogehalt/MonatRegelabfindung
(Faktor 0,5)
Gute Abfindung
(Faktor 1,0)
Sehr hohe Abfindung
(Faktor 1,5)
2.000 €20.000 €40.000 €60.000€
3.000 €30.000 €60.000 €90.000 €
4.000 €40.000 €80.000 €120.000 €
5.000 €50.000 €100.000 €150.000 €
6.000 €60.000 €120.000 €180.000 €
8.000 €80.000 €160.000 €240.000 €
10.000 €100.000 €200.000 €300.000 €
12.000 €120.000 €240.000 €360.000 €
15.000 €150.000 €300.000 €450.000 €
20.000 €200.000 €400.000 €600.000 €

Diese Faktoren bestimmen die Abfindungshöhe

Neben Ihrem Gehalt, der Betriebszugehörigkeit bestimmen auch die Wirksamkeit der Kündigung und andere Umstände ihre Verhandlungsposition:

  1. Ihr Gehalt: Neben Ihrem Bruttogehalt sollten auch zusätzliche Zahlungen wie Boni, Weihnachts- oder Urlaubsgeld in die Abfindungsberechnung einfließen. Arbeitgeber berücksichtigen diese oft nicht automatisch, so ist es wichtig, diese Punkte in Verhandlungen gezielt anzusprechen.
  2. Regionale und branchenspezifische Unterschiede: In manchen Branchen oder Regionen, in denen Arbeitskräfte besonders gefragt sind, können Abfindungen so höher ausfallen. Unternehmen in wirtschaftlich stärkeren Gebieten bieten oft größere Abfindungen an, um Kündigungsprozesse möglichst schnell und ohne negative Auswirkungen auf das Image abzuwickeln.
  3. Wirksamkeit der Kündigung: Ob die Kündigung rechtlich wirksam ist, spielt eine zentrale Rolle bei der Höhe der Abfindung. Sollten Mängel bei der Kündigung vorliegen, erhöht dies Ihre Chancen auf eine bessere Abfindung, da Unternehmen oft bereit sind, mehr zu zahlen, um rechtliche Auseinandersetzungen in einer Kündigungsschutzklage zu vermeiden.
  4. Alter und berufliche Perspektiven: Wenn Sie 20 Jahre und länger im Unternehmen sind, desto schwerer könnte es für Sie sein, eine vergleichbare Anstellung zu finden. Insbesondere bei Arbeitnehmern über 50 wird dies oft berücksichtigt. Gerade bei betriebsbedingter Kündigung, muss der Arbeitgeber eine Sozialauswahl treffen und andere weniger schutzwürdige Arbeitnehmer vor Ihnen kündigen. Dies führt häufig dazu, dass der Arbeitgeber höhere Abfindungen anbietet, um so möglichen rechtlichen Streitigkeiten vorzubeugen.

Wichtig: Denken sie bei einer Kündigungsschutzklage an die 3 Wochen Frist.


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Wie Sie das Meiste aus Ihrer Abfindung holen

Hier sind drei Ansätze, um Ihre Abfindung nach 20 Jahren zu optimieren:

  • Frühzeitig rechtlichen Rat einholen: Ein auf Arbeitsrecht spezialisierter Anwalt kann gewährleisten, dass alle wichtigen Aspekte, auch der Rechtmäßigkeit der Kündigung sowie zusätzlicher Leistungen wie Boni oder Überstundenvergütungen, in die Berechnung der Abfindung einfließen.
  • Kündigungsschutzklage als strategisches Mittel: Falls die Kündigung nicht wirksam ist, kann eine Kündigungsschutzklage Ihre Verhandlungsposition erheblich verbessern. Arbeitgeber sind oft bereit, höhere Abfindungen zu zahlen, um lange Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.
  • Verhandlungskompetenz: Ihr Verhandlungsgeschick ist entscheidend. Wer gut vorbereitet in die Gespräche geht und sich seiner Rechte bewusst ist, kann so häufig eine höhere Abfindung erzielen. Ein Anwalt kann hierbei wertvolle Unterstützung bieten.

Steuern auf Abfindung nach 20 Jahren

Um zu verhindern, dass Ihre Abfindungssumme rasch um 50 % sinkt, ist es wichtig, sich über die aktuellen steuerlichen Bestimmungen im Klaren zu sein.

  • Steuern und Fünftelregelung: Auf Abfindungen zahlen Sie Einkommenssteuer, heißt also, dass je nach Höhe des Einkommens und der Abfindung bis zu 50 % der Abfindung an das Finanzamt abgeführt werden müssen. Allerdings kann die sog. Fünftelregelung eine Entlastung bringen. Berechnen Sie hier direkt im Steuerrechner die Steuer auf Ihre Abfindung!
  • Sozialabgaben: Auf Abfindungen fallen keine Sozialversicherungsbeiträge an.

Keine Lust zu viel zu zahlen? Wir haben hier 10 Tipps, wie Sie bei Abfindung Steuern sparen können!

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Fazit: Ihr Verhandlungsgeschick ist gefragt!

Nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit können Sie also in vielen Fällen mit einer signifikanten Abfindung rechnen. Ihre lange Betriebszugehörigkeit, Ihrem Gehalt, Ihrer Verhandlungsstärke, der Wirksamkeit der Kündigung und vielem mehr beeinflussen Ihre Verhandlungsposition. Um das beste Ergebnis zu erzielen, sollten Sie jedoch gut vorbereitet in die Verhandlungen gehen und sich beraten lassen.

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